Es geschieht nicht selten, dass unter den Gründen für einen aktuellen Konflikt auch alte historische Ereignisse aufgeführt und zu Mythen umgearbeitet werden, um ein günstiges Klima für Krieg zu schaffen und die wirklichen Gründe für ihn zu verbergen. Der jüngste und bekannteste Fall ist der Kosovo. Diesen stellte die Akademie der Wissenschaften in Belgrad als ein ausschließlich serbisches Territorium dar, das nur wegen eines im fernen Jahr 1389 begangenen Verrats perfider, mit dem Sultan verbündeter, Albaner verloren wurde. Vergeblich weist man daraufhin, dass es damals noch kein serbisches oder albanisches Nationalbewusstsein gab und dass auf beiden Seiten sowohl Albaner als auch Serben kämpften, je nach Parteinahme ihrer jeweiligen Feudalherren. Vergeblich, weil der mit solchen Legenden künstlich genährte Konflikt ohnehin ausbricht und latent fortbesteht, wie zuletzt die Ereignisse im Zusammenhang mit einem Fußballspiel in Belgrad gezeigt haben (...)